12. September 2016

Reise

Die Lichter der Stadt glänzten in den Rückspiegeln. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich und er würde nicht zurück blicken. Er war lange genug vor seinen Ängsten davon gerannt, und er war zu alt und zu müde, um weiterhin davon zu laufen. Die Rücklichter der Autos hatten schlieren durch die Nacht gezogen, durch die großen Felder, deren Farbe man im Abendrot nur noch erahnen konnte. Er saß noch immer auf dem Hügel weit draußen vor der Stadt, als er plötzlich aufstand und mit bedachten, sorgfältig abgemessenen Schritten zum Rand der Straße gegangen war.

Seinen türkisen Bus hatte man geklaut, er wusste nicht einmal mehr wann. Es kam ihm vor, wie ein anderes Leben, er hinter dem Steuer sitzend und mit Beifahrer auf unbekannten Wegen. Er hatte viel gesehen. Die Menschen die er mitnahm, sich schlängelnde Straßen durch den Nebel, hohe Bäume und Lachen von Menschen, bei denen er hoffte sie würden ihn begleiten, bis zum Ende.

Früher hatte er oft daran zurück gedacht, war nicht mehr er selbst gewesen, wenn er sich zwischen Gefühlen und der Vergangenheit verloren hatte. Er hatte eine Sehnsucht verspürt zu Dingen, die nicht mehr existierten und er musste sich oft korrigieren. Er hatte nicht mehr eine Person vermisst, sondern ein Gefühl. Er hatte sich zurück gewünscht, was es nicht mehr gibt. Und letzten Endes hatte ihn das zerstört. Sachte und leise, aber unaufhörlich. Eine schleichende Sucht nach ein wenig Emotion.

Manchmal war es anders herum. In solchen Momenten wollte er einfach nichts mehr spüren. Sich nicht mehr aufreiben in seinen Gedanken, sondern einfach Ruhe haben. Dann hatte er sich verloren, im Rausch, in Drogen und als es schließlich soweit war, dass nur noch eine taube Leere herrschte, war es ihm zu viel.
Er war noch nie ein Mensch der Kompromisse gewesen, das hatte er gewusst. Er war immer gewandelt, zwischen den Extremen. Das hatte er gesucht. Er wollte nicht in der Mitte leben hatte eine Abneigung dagegen und nicht einmal gewusst warum.

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