9. Januar 2016

The Wanderer //

Musik schepperte in seinen Ohren, während er durch die Dünen stapfte.
Sein Kopf schien voll davon, sein Schritt bestimmt dadurch und die endlose Ebene vor ihm sog das Lied, ihm gleich, in sich auf. Er hatte vergessen, wie lange er schon geradeaus ging, oder ob er das überhaupt noch tat. Die Himmelsrichtungen schienen keine Bedeutung mehr zu haben, austauschbar, wie sie geworden waren. Aus seinen Schritten war der anfängliche Enthusiasmus gewichen und noch immer kam er voran, bis er irgendwann seine Spuren im Sand wieder fand und einen anderen Weg nahm. Er ließ sich nicht beirren. Solange er ging, blieb er nicht stehen. Und Stillstand war etwas, mit dem er noch nie Umzugehen wusste.
Als er aufgebrochen war, hatte es kein Ziel gegeben, nur einen Startpunkt. Aber die Entscheidung loszulaufen bereute er nie. Er würde vielleicht nie ankommen, in diesem Leben, aber früher oder später wäre er da.
Das Bündel, das er bei sich trug, hatte er vor abertausenden Schritten verloren, oder es war auseinander gefallen, unbrauchbar, wie alles, das man eine Zeit benutzte. Es störte ihn nicht. Eine Last weniger auf seinen Schultern und die nächsten tausend Meilen waren einfacher als die davor.
Die felsige Wüste mit dem rostroten Staub, der in Wirklichkeit staubiger Rost war, lag normalerweise in einer Ruhe da, die kein lebendes Wesen sich zu stören traute. Nicht einmal der Wind versuchte zu Heulen, egal mit wie vielen Sachen er durch die riesigen Gebirge und Klippen pfiff.
Irgendwann hörte man dann doch das Scheppern des Grammophons, die Schritte des Mannes, der dort oben seines Weges ging und das stetige, unmelodische Summen, mit dem er seinen persönlichen Hit zu begleiten gedachte. Das Herz in seinen Rippen schlug heftig und zwang ihn zum weitergehen und er war sich sicher, würde er einschlafen, würden seine Beine von alleine weiter treten.
Wenn er einen Schritt vorwärts machte, hängte er den nächsten hinten an die Rechnung dran, er blieb nie stehen, aber er kam auch niemals an.


Yeah I'm the wanderer
Yeah, the wanderer
I roam around, around, around

Oh yeah, I'm the type of guy that likes to roam around
I'm never in one place, I roam from town to town

(The Wanderer - Dion // erster Song der Playlist)


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